Wir brauchen eine Bildungsreform!

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Wer es nicht bereits geahnt hat, weiß spätestens seit der 2. pandemiebedingten Schulschließung im Dezember 2020: Unser Bildungssystem ist veraltet, Deutschland hat die Digitalisierung der Schulen verschlafen und die Schüler müssen darunter leiden – und das langfristig.

 

Noch im Jahr 2018 konnte man dem Schulleitungsmonitor der Wübben-Stiftung entnehmen, dass 49 Prozent aller befragten Schulleiter/innen der Meinung waren, dass der Nutzen digitaler Medien überbewertet werde. Bis zu 50 Prozent des Kollegiums hatte Vorbehalte gegen die Nutzung digitaler Medien im Unterricht.[1] Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Schulen gar keine schnelle Internetverbindung, geschweige denn W-LAN Zugang besitzt, ist dies kaum überraschend.

Im Frühjahr 2019 wurde dann der „Digitalpakt Schule“ von der Bundesregierung getroffen. 5 Milliarden Euro vom Bund und 500 Millionen Euro der Länder sollten fließen. Doch, wie so oft hierzulande, bis Geld fließt dauert es. Schulen müssen einen Medienentwicklungsplan ausarbeiten, der an die Schulträger übergeben wird, diese wiederrum beantragen Hilfen beim Land. [2]Das braucht Zeit. Prinzipiell hätte das vielleicht klappen kann, viel zu spät zwar im internationalen Vergleich, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.

Doch dann kam Corona. Plötzlich fällt auf, viele Lehrer haben nicht einmal eine dienstliche E-Mail-Adresse, über die man sie erreichen kann. Mit 0,61 Schulcomputern pro Schüler (Stand 2018)[3] kann nicht ordentlich gearbeitet werden. Digitale Lernplattformen müssen aus dem Boden gestampft werden und viele Schüler können diese gar nicht nutzen, weil es keine Endgeräte gibt. Vieles ging dann nur irgendwie, weil manche Lehrkräfte kreativ wurden und in der Not geholfen haben, ein digitales Angebot zu schaffen. Dennoch werden viele Schüler langfristig unter dem fehlenden Unterricht leiden, werden nicht alles aufholen können, vor Allem die, die zu Hause keine Möglichkeit haben, einen Computer oder ein Tablet der Eltern zu nutzen.

Es muss gehandelt werden und da reicht es nicht, die Schulen ans Internet anzubinden und Endgeräte zu kaufen. Die Lehrkräfte müssen geschult werden im Umgang mit digitalen Medien, damit der Overhead Projektor endlich in Rente gehen darf. Neue Schulfächer müssen geschaffen werden, in denen schon die jüngsten Schüler den Umgang mit digitalen Geräten und sozialen Medien lernen. Fakt ist, wir kommen nicht drum herum, dass Grundschüler mit Smartphone und Tablets umgehen können, oft besser als die Erwachsenen. Wir sind nun in der Pflicht, ihnen einen sorgsamen Umgang damit beizubringen. Wie erkennt man Fake News? Was kann ich gegen Mobbing im Netz tun? Wie kann ich mit Medien lernen? All das muss an Schulen gelehrt werden. Kinder sollten mit Programmiersprachen in Berührung kommen, denn sie müssen die Hintergründe der digitalen Welt verstehen.

Zudem sollte nicht nur Wissen vermittelt werden, auch die Werte müssen in den Vordergrund gerückt werden. So kann man mit den Schülern beispielsweise darüber diskutieren, welche Gefahren die künstliche Intelligenz birgt – und welch Nutzen man aus ihr ziehen kann.

All das geschieht nicht über Nacht, aber die Chance auf eine Bildungsreform muss jetzt genutzt werden, damit unsere Kinder in der Welt der Zukunft eine Zukunft haben.

 

[1] Quelle: https://rp-online.de/politik/deutschland/studie-der-wuebben-stiftung-lehrer-skeptisch-bei-digitalisierung_aid-33836999

[2] Quelle: https://www.zeit.de/digital/2021-01/digitalpakt-schule-fernunterricht-homeschooling-tablets-foederalismus-digitale-bildung

[3] Quelle: https://www.zeit.de/digital/2021-01/digitalpakt-schule-fernunterricht-homeschooling-tablets-foederalismus-digitale-bildung/seite-2

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