Interview mit Jan Hartmann (Schauspieler)

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Vor gar nicht langer Zeit noch auf dem Tanzparkett vom RTL-Klassiker „Let´s Dance“ und nun im Gespräch mit uns. Schauspieler & Drei Grad Media Talent, Jan Hartmann, gewährt uns einen spannenden Blick hinter seine ganz eigenen Kulissen und sprach mit uns zu Themen wie Kindererziehung, Beruf und Digitalisierung. Viel Spaß beim Lesen.

1. Fallen wir direkt mit der Tür ins Haus – ist Schauspieler Dein absoluter Traumberuf oder gibt es etwas anderes, was Dich mindestens genauso gereizt hätte?

Uh. Ihr steigt gleich mit einer Fangfrage ein. Alles klar...! ;-) Tatsächlich war meine gesamte Schulzeit und auch der Start ins Berufsleben vom Thema Musik besetzt. Als sich spontan ein Job als Pianist für das Musical „Buddy Holly“ in Hamburg ergab, beschloss ich (nicht wirklich zur Freude meiner Eltern) kurz vor dem Abi die Schule zu schmeißen. Bei „Buddy“ saß ich dann fünf/sechs Tage in der Woche am Klavier auf der Bühne. Ne geile Zeit mit all den alt eingesessenen Berufsmusikern. Neben Funk und Soul war und ist mein Ding total die Filmmusik. Das wollte ich damals eigentlich auch studieren. Bevor es dazu kam, hatte mich dann aber schon das Fernsehen abgegriffen.

© Jan Hartmann

2. Das Schauspiel, gerade im Fernsehen und Kino, hat ja einen gewissen Zauber inne und wird gerne mit viel Glanz & Glamour in Verbindung gebracht. Ist es tatsächlich so oder macht hier der berühmte Blick hinter die Kulissen durchaus Sinn?

Wenn man es verkraftet hinzusehen, macht der durchaus Sinn. Im Ernst, ich bin nicht in der Schauspielerei gelandet, weil ich unbedingt berühmt werden wollte. Das sollte nie das Ziel sein und ist so ohnehin nicht wirklich planbar. Meiner Meinung nach ist es eine Mischung aus Talent, Optik, viel Fleiß, genug Wahnsinn (oder Urvertrauen), Mut zur Lücke und am Ende tatsächlich auch eine Frage des Timings.

Mein Einstieg bei GZSZ 1999 war schon eine große Nummer für einen 19-Jährigen. Ich wusste, ich kann und will das schaffen. Sonst wäre ich diesen Schritt damals gar nicht gegangen. Wenn man aber so jung in eine völlig fremde Welt kommt und es kein Regulativ mehr gibt, verrutschen schnell Dinge. Ich verdiente sehr viel und genoss die wenige Freizeit die ich hatte intensiv. Von großer Wohnung über sinnloses Shoppen bis hin zu Feiern und Reisen.

Das wäre grundsätzlich in Ordnung gewesen. Es gab nach GZSZ aber auch einen harten Fall. Ich vertraute den falschen Leuten, traf die falschen Entscheidungen, verlor viel Geld und saß am Ende auf einer Menge Schulden. Das hat mich Jahre danach noch beeinträchtigt. Privat und im Job. Ich gehe hier mal nicht ins Detail. Möchte ja niemandem seinen Traum verderben. Fakt ist, die Branche ist hart und reich wird man damit heute allenfalls, wenn man zu den wenigen Top Stars gehört. Kein wirklich sicheres Berufs-Modell also. 

Aber der Job ist genial. Ich liebe Ihn! So viele wahrhafte Erfahrungen (auch über sich selbst) kann man nur in wenigen Berufen sammeln. Zudem habe ich meine „Nische“ im deutschen Fernsehen ja auch gefunden.

3. Wenn man sich Deine Vita anschaut, so bist Du ein gut gebuchter Schauspieler, der auf eine Vielzahl von gespielten Rollen zurückblicken kann. Was ist bis dato Dein ganz persönliches „Non plus ultra“ als Rolle gewesen?

Mein persönliches non plus ultra ist die Vaterrolle. Ganz ehrlich. Ich hätte nie erwartet, wie mich das als Mensch mit all meinen Werten neu definiert und meine Sicht auf das Leben weiter schärft. Mit jedem Take (also jedem neuen Tag) gibt es neue Herausforderungen und Nuancen, die wahrgenommen werden wollen. Irre spannend und vielfältig. Leider verdient man mit dem Vater sein nur bedingt Geld. Ich genieße die „Kreuzfahrt-ins-Glück“ Drehs sehr. Da bin ich fest im Cast. Das Team ist der Knaller. Sehr familiäre Atmosphäre. Und ich sehe viele schöne Orte. Arbeiten, wo andere Urlaub machen sozusagen!

4. Würdest Du jungen Menschen heutzutage empfehlen, sich beruflich als Schauspieler / Schauspielerin auf den Weg zu machen?

Ich klinge jetzt vielleicht, wie meine eigenen Eltern. „Junge, mach etwas solides!“ Tatsächlich würde ich empfehlen, erst etwas anderes zu lernen. Ein gutes Back-up ist nie verkehrt. In der Schauspielerei ist man so sehr von den Entscheidungen Dritter abhängig. Wenn einer von denen Euch nicht mag oder gut findet, reicht es vielleicht nur für Kurzfilme und Puppentheater.

5. Du selbst bist Vater zweier Kinder und verheiratet. Ist es schwierig für Dich, Familie und Job unter einen Hut zu bringen, gerade dann, wenn Du für längere Zeit irgendwo drehen musst?

Genau aus diesem Grund starteten wir vor drei Jahren unseren Blog www.echthartmann.com, auf dem wir über Reise, Lifestyle, Familien- oder Tech- Themen schreiben. Die Grundidee war, dass wir uns ein gemeinsames Projekt schaffen, an dem wir zum Großteil ortsunabhängig arbeiten können.

Wenn ich für einen Filmdreh mehrere Wochen oder Monate im Ausland bin, reist meine Familie grundsätzlich mit. Das war uns von Anfang an wichtig. Die Kids sind noch im Vorschulalter. Da geht das mit dem Reisen noch ohne Probleme. Die Erfahrungen, die sie dabei machen, die vielen andersartigen Orte und Kulturen, bedeuten für ihre Entwicklung ganz sicher keinen Nachteil.

6. Was sind, Deiner Meinung nach, die aktuell größten Herausforderungen für junge Menschen, wenn es sich um die Themen Bildung und berufliche Orientierung dreht?

Wir befinden uns in der Steilkurve der technischen Weiterentwicklung. Jeder von uns trägt zu jeder Zeit das gesamte Wissen der Menschheit in der Hosentasche. In seinem Handy. Und was machen wir hauptsächlich damit?! Instagram und angry birds. *lach* Die Entwicklung ist einerseits schon bedenklich. Gleichzeitig birgt sie bei richtiger Nutzung unendliche Möglichkeiten. 

Vielleicht geht es um den bewussten Umgang mit den neuen Medien. Unser Leben wird immer digitaler. Da sollte auch niemand den Anschluss verpassen. Die Asiaten haben uns, auf Deutsch gesagt, jetzt schon „am Sack“. Es ist also bereits fünf vor zwölf, was das angeht. Die Schwierigkeit ist sicherlich, im Dschungel zwischen ge-Facetune-ten Influencern, wirrem Wendler-Wahn und Topmodel „Foto-Shoots“ sein eigenes Selbst zu finden und es sich zu bewahren. Da das völlig veraltete Schulsystem dabei nicht unbedingt hilfreich zur Seite steht, ist es an uns, Mechanismen zu entwickeln, die den nachwachsenden Generationen die digitale Sinn-Suche erleichtern.

7. Noch sind Deine beiden Kinder ja relativ klein. Wenn Du jedoch in die Zukunft schaust, gibt es da bestimmte Werte, die Du ihnen unbedingt mit auf den Weg geben möchtest? Und wenn ja, welche sind das?

Seid achtsam, höflich, nicht selbstherrlich. Nehmt Eure Bedürfnisse wahr, folgt Euren Instinkten, glaubt an Euch und Eure Träume! Lernt, Zusammenhänge zu verstehen. Denkt groß. Global. Die Grenzen verschwimmen. Verstrickt Euch nicht in Problemen, sondern sucht Lösungen.

8. Wir alle befinden uns fest in der digitalisierten Umklammerung. Wie stehst Du Themen wie Smart Home, autonomes Fahren und Big Data gegenüber? Fluch oder Segen?

Ich schreie ehrlich gesagt immer laut „BETA-Tester“, wenn neue Technologien am Horizont auftauchen. Da will ich unbedingt dabei sein und auch im Alter nie den Anschluss verpassen.

Unser neu gebautes Haus hat schon keine klassischen Lichtschalter mehr. Es liegen nur zwischen Stromkasten und Leuchtmittel Kabel. Alles andere läuft per Funk. Ich habe überall im Haus die Möglichkeit per Stimme Licht und Beschattung zu steuern. Mit dem Handy heize ich das Auto vor, die Kamera informiert mich, wenn der Postbote etwas vor die Tür stellt. Wenn ich mit meinem e-MTB unterwegs bin kann ich über das Handy sehen, ob die Wäsche fertig ist, das Bügeleisen erkennt automatisch, wann und mit welcher Temperatur es dampfen muss. 

Ich liebe die Zeit in der wir leben dürfen! Es passiert so viel und das, für mein Gefühl, in immer kürzerer Taktung. Wenn der Fortschritt dazu führt, dass wir mehr qualitativ hochwertige Zeit für uns und unsere Freizeit generieren können, ist das doch einfach nur genial. Schlimm wäre, wenn in einigen Jahren niemand mehr Fremdsprachen spricht, nicht Auto fahren kann oder sich in einer virtuellen Realität verliert und alles nur über das Internet erledigt. Auch hier wird es um den bewussten Umgang und ein gesundes Maß gehen. Ein Lernprozess.

9. Ist Fernsehen, so wie wir es aus den vergangenen Jahrzehnten kennen, eigentlich noch zeitgemäß oder siehst Du auch hier gravierende Veränderungen, die auf uns zukommen? Und wenn ja, was bedeutet das für Deinen Berufszweig?

An die „Quote“ glaube ich schon lange nicht mehr, weil die großen Fernsehanstalten lange den Anschluss verschlafen haben. Das System war viel zu undurchsichtig und auch nicht mehr zeitgemäß. Immerhin sind sie nun mitten in der Aufholjagd. 
Ich persönlich habe Netflix, amazon und noch ein paar andere spezifische on-demand Lösungen die ich aktiv nutze. Damit bin ich nicht mehr an den heimischen Fernseher gebunden, wenn es mir gerade eben nicht passt. Das passt perfekt zu meinem Lifestyle. Auch das Angebot und die Qualität der Inhalte sind einfach nur gut. 

Für den Berufszweig bedeutet das Goldgräberstimmung. Aktuell wird richtig viel produziert. Es gibt also gute Möglichkeiten auch eigene Formate zu platzieren und neue Ideen umzusetzen. 

Aber wer weiss, vielleicht werden in Zukunft sämtliche Inhalte digital generiert. Die Schauspieler werden einmal in eine Motion-Capture-Datenbank eingepflegt und dienen allenfalls noch als Vorlage für ihren digitalen, nie schlafenden Vertreter.

10. Eine letzte Frage zum Schluß. Das Wochenende steht vor der Tür, der Job hat Pause. Was unternimmst Du, um deinen Kopf wieder frei zu bekommen und wie sieht für Dich das perfekte Wochenende aus?

Ich stehe morgens sehr früh auf, schlage mich im Sonnenaufgang ein, gehe alleine 18 Loch auf dem Golfplatz. Natur. Nicht reden. Herrlich. Dann Frühstück und Spiel-Zeit mit den Kids. Wir unternehmen etwas, machen Ausflüge, entdecken neue Städte. Ausstellungen ansehen. Architektur. Eis. Gutes Essen ist uns auch immer sehr wichtig.

Dann gerne mit dem Bike die Trails der Umgebung rocken. Abends Netflix und chillen. ;-) Am Sonntag kaufe ich mir gerne 20 Magazine aus allen möglichen Bereichen, um mir einen Überblick über Trends zu verschaffen, in denen ich dann rumstöbere. Wenn ich dann noch Zeit habe zu fotografieren, in der Nacht in Ruhe Musik zu machen, bin ich mehr als seelisch zufrieden und die Akkus sollten wieder voll sein. Das ist für mich wie einmal den Reset-Knopf drücken.

© Jens Koch

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