Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn oder wenn schnauzbärtige, ältere Herren ihren Machthunger stillen wollen…

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Kopfschüttelnd sitze ich vor dem Fernseher, die Tagesschau läuft und der schnauzbärtige Herr, mit Geburtsjahr Ende 1950 und einem unnachahmlichen Thüringer Akzent, schwingt Arbeitskampfreden, wo sich mir der Magen nur so umdrehen könnte.

Ein dritter Streik innerhalb des Jahres 2021! Ein drittes Mal, bei dem tausende Bahnkunden zusehen können, wie sie ihre Arbeits- und Urlaubswege alternativ bestreiten. Im Ersatzverkehr werden die Menschen in Bussen zusammengepfercht, die paar Züge im Notfall-Fahrplan gnadenlos überfüllt. Das Verständnis der Bürger schwindet - immer mehr fragen sich, was diese neuerliche Auseinandersetzung soll. Und sie fragen es sich zurecht!

Sind Gewerkschaften, wie die GDL, noch zeitgemäß? Sind derartige Arbeitskämpfe noch das Mittel der Wahl, um sich auf finanzieller Ebene zu einigen? Ist es nicht ein wenig vermessen, nach 1,5 Jahren Pandemiegeschehen, auf diese Art und Weise noch mehr Geld, bei gleichbleibender Leistung, zu fordern? Unzählige Menschen, die, im Zuge der Pandemie, ihren Job und oftmals auch ihre Existenz verloren haben, stehen heutzutage mit leeren Händen da. Pflegefachkräfte, medizinisches Personal, Lebensmittelhändler und viele andere Berufsgruppen haben sich in den letzten siebzehn Monaten förmlich aufgeopfert. Aber die Lokführer? Nein…!

Ich muss gestehen, dass ich es moralisch höchst verwerflich finde, in genau dieser Zeit, laut nach mehr Geld zu schreien und sich wie ein störrisches Kind zu verhalten, wenn nicht allen Forderungen so entsprochen wird, wie seitens der GDL gefordert.

Viel mehr kommt in mir der Eindruck auf, dass der besagte, schnauzbärtige Trenchcoat-Träger irgendwo in den frühen neunziger Jahren hängengeblieben ist. Nicht nur aufgrund seines Klamottenstils sondern viel mehr aufgrund seiner Art & Weise, wie er die Forderungen seitens der Bahner in der Öffentlichkeit präsentiert. Die Zeit, die Arbeit niederzulegen und von Kampf zu sprechen, während tausenden Menschen förmlich vor den Kopf gestoßen wurde und wird, hat für mich einen äußerst bitteren Beigeschmack. Gutes Verhandlungsgeschick hat immer auch mit einer Kompromissfähigkeit zu tun. Diese wurde dem machthungrigen Protestanführer anscheinend nie in die Wiege gelegt oder aber er hat, im Zuge seiner immer größer werdenden Profilierungsneurose, schlichtweg vergessen, worauf es hierbei wirklich ankommt – nämlich auf die Menschen!

Schämen Sie sich, Herr Weselsky und erkennen Sie, dass auch Gewerkschaften eine dringende Frischzellenkur benötigen, um sicher durch die Zukunft zu kommen.

Fotoquelle: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

 

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